Projekte der Forschungsgruppe

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Die Projekte der Forschungsgruppe untersuchen verschiedene Aspekte des Lernens von Terrororganisationen und decken dabei die unterschiedlichen Level des Projektrahmens entsprechend ab.

Interne und externe Mobilisierung in der Opposition und im Amt: Strategien der Hamas in Gaza und der tunesischen Ennahda-Bewegung im Vergleich

(Internal and External Mobilisation in Opposition and in Office: Comparing the Strategies of Hamas in Gaza and an-Nahda Movement in Tunisia)

Dieses Forschungsprojekt konzentriert sich auf Mobilisierungsstrategien der palästinensischen Hamas und der Ennahda-Partei in Tunesien. Zentrale Fragen sind, wie die beiden muslimischen Bruderschaftsbewegungen ihre eigenen Aktivisten mobilisieren, ausbilden und trainieren, wie diese Aktivisten dann ihre internen Organisationsstrukturen bilden und wie sie die Öffentlichkeit innerhalb ihrer eigenen lokalen Gemeinschaften mobilisieren. Das Projekt untersucht die Besonderheiten dieses Mobilisierungsprozesses erstens während der Zeit, in der Hamas und Ennahda sich in der Opposition befanden, und zweitens während der Jahre, in denen sie im Amt waren, und betont, wie sich der Übergang ins Amt auf ihre Mobilisierungsfähigkeit auswirkte und welche Strategien sie anwandten, um Probleme der (De-)Mobilisierung zu überwinden. Mehr


Die Boko Haram-Krise und sozialpolitische Dynamiken im östlichen Niger

(The Boko Haram crisis and socio-political dynamics in eastern Niger)

Dieses Projekt untersucht den weiteren Kontext des nigerianischen Boko Haram-Aufstands aus dem Blickwinkel des östlichen Nigers, einer Region, die stark von Spillover-Effekten betroffen ist. Seit ihrer Entstehung in den frühen 2000er Jahren hat sich Boko Haram als neuer Akteur in der regionalen sozialen Landschaft integriert. Dabei ist Integration nicht im Sinne von kultureller Anpassung zu verstehen, sondern als Interaktion im Rahmen eines gesamtgesellschaftlichen Systems, welches auch von konflikthaften Verhältnissen gekennzeichnet ist. Eine solche Perspektive impliziert, dass Boko Haram nicht als ein Akteur außerhalb der Gesellschaft betrachtet wird, sondern als Teil des sozialen Gefüges, und als beteiligt an gesellschaftlichen Prozessen. Diese soziale Einbettung erlaubt es, Lernprozesse von Boko Haram in einer breiteren systemischen Perspektive zu analysieren und vermeidet es, sie auf taktische und strategische Anpassungen zu reduzieren. Stattdessen wird Lernen hier als das Ergebnis von Interaktionsprozessen zwischen verschiedenen Gruppen verstanden. Soziale Interaktion, also die dynamische Wechselwirkung zwischen Personen oder Gruppen, führt zu Veränderungen der Einstellungen und Verhaltensweisen der involvierten Akteure. Eine zugrundeliegende Annahme ist dabei, dass Individuen multiple, sich überschneidende Identitäten haben, die sich im Laufe der Zeit dynamisch verändern und die situationsabhängig unterschiedlich zum Tragen kommen. So sind ‚Terroristen‘ oder deren Unterstützer zugleich Mitglieder lokaler Gemeinschaften, was unterschiedliche Ebenen der Interaktion ermöglicht. Mehr


Communities of hateful practice: Rechtsterrorismus und kollektives Lernen

(Communities of hateful practice: right-wing terrorism and collective learning)

Thema dieses Projekts sind die Merkmale des kollektiven Lernens von Rechtsterroristen. Die Reihe von Anschlägen und Aufdeckungen rechtsextremer Strukturen in den letzten Jahren, vom Einzeltäter-Terrorismus in Oslo, Christchurch oder Halle bis hin zu den Netzwerken der „Atomwaffen-Division“, „The Base“ oder der „Gruppe S“ in Deutschland weist zunehmend darauf hin, dass sich einige langjährige Annahmen über rechtsextreme Gewalt verändern und wir es mit einer neuen globalen Welle des Rechtsterrorismus zu tun haben könnten. Im Gegensatz zu Strukturen des dschihadistischen Terrors, in welchem (zumindest als Ideal) eine zentrale Autorität über „Soldaten“ existiert, die im Namen eines Kalifats handeln, weist diese Bewegung ein hohes Maß an Dezentralisierung und Heterogenität auf. Folglich zeichnet sich Rechtsterrorismus zumeist nicht durch hochentwickelte Organisationen mit zentralisierter strategischer Entscheidungsfindung aus, sondern durch scheinbar zufällige Gewalttaten, die aus einer radikalisierten Subkultur hervorgehen, in der konzeptionelle Unterscheidungen zwischen Anhängern, Gruppen und Tätern verschwimmen und „Einzelkämpfer“ Teil eines „digitalen Rudels“ sind. Um die Mechanismen der kollektiven Wirkung rechtsextremer strategischer Gewalt zu verstehen, bedient sich dieses Projekt daher theoretischer Konzepte des kollektiven Lernens und betrachtet die fragmentierte rechtsextreme Gewaltsphäre als Communities of Practice, die in komplexe Prozesse der Generierung kollektiver Identitäten und kollektiven Wissens eingebunden sind, welche letztlich zu Tod und Zerstörung führen. Mehr


Mechanismen des Lernens und Verlernens von Terrorgruppen verstehen und beeinflussen

(Understanding and Influencing Dynamics of Learning and Unlearning Violence)

Dieses Projekt befasst sich mit dem Verständnis und der Beeinflussung von Mechanismen des Lernens und Verlernens von Terrorgruppen. Eine im Umgang mit Terrorismus verbreitete Methode zur Beeinflussung von Lernmechanismen besteht in der Ausübung von Druck auf Terrorgruppen, beispielsweise durch gewaltsame Anti-Terror-Maßnahmen. Dabei stellt sich jedoch die Frage: Ist es möglich unter Druck zu lernen? Wissenschaftler aus verschiedenen Disziplinen haben beobachtet, dass die Ausübung von Druck nur zu Veränderungen im routinierten Verhalten führt und das Gelernte dabei nicht verinnerlicht wird. Um eine Mäßigung bei Terrorgruppen einzuleiten, so betonen Konfliktmediatoren, muss in Ergänzung zum angewendeten Druck ein Ausweg angeboten werden. Demzufolge betrachtet dieses Projekt auch das Anbieten eines Auswegs – wie zum Beispiel durch Anerkennung – als eine zusätzliche Möglichkeit, Veränderung herbeizuführen. Kann Anerkennung von außen beeinflussen, wie sich gewalttätige Gruppen selbst wahrnehmen? Zu welchen Ergebnissen führt die Anerkennung durch Verbündete oder Feinde? Druck und Anerkennung dienen oftmals vielmehr als Rechtfertigung oder als Argumente, welche die Identität stärken und folglich eine bestimmte Vorgehensweise unterstützen, anstatt Inspiration für tiefgreifende Kurskorrekturen zu liefern. Dies führt zu der Frage, wie es zu einem Wandel von Überzeugungen kommt und unter welchen Bedingungen Organisationen dazu neigen, die grundsätzlichen Spielregeln ihrer Entscheidungsfindung zu hinterfragen – beispielsweise, wenn sie Konfliktdynamiken in Frage stellen. Dieses Projekt soll mithilfe der Analyse verschiedener Fallstudien Antworten auf die hier gestellten Fragen finden. Mehr

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