'Okrika': Igbo Trade Networks and Secondhand Clothing

Olumide Abimbola
Dissertation Thesis | Doktorarbeit
submitted at | eingereicht an der
Philosophischen Fakultät I, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

OPAC

Date of Defense | Tag der Verteidigung
11.01.2011

Supervisors | Gutachter
Prof. Dr. Burkhard Schnepel
Prof. Dr. Günther Schlee

German Summary | Deutsche Zusammenfassung

Igbo-Händler aus dem südöstlichen Nigeria bilden ein transnationales Handelsnetzwerk für Secondhand-Kleidung, das sich von ihrem Heimatdorf im Inneren Nigerias bis nach Benin, Togo und nach Großbritannien erstreckt. Diese Dissertation ist eine ethnographische Studie dieses Netzwerks. Die zentrale Frage dieser Untersuchung ist: Wie funktioniert der internationale Handel mit Secondhand-Kleidung zwischen Europa und Westafrika? Um die verschiedenen Elemente, Interaktionen und Beziehungen, die das Netzwerk konstituieren zu verbinden, führte ich eine zehnmonatige ethnographische Studie an verschiedenen Orten („multi-sited“) entlang des östlichen Teils der westafrikanischen Küste durch, begleitete Secondhand-Kleiderhändler in Togo, Benin und Nigeria und führte Interviews mit ihnen. Ein Teil der Forschung führte mich nach Großbritannien, wo ich zwei Monate verbrachte, um die Struktur der britischen Textil-Recyclingindustrie und die Rolle westafrikanischer Händler in diesem Bereich zu untersuchen.

Da es sich um eine Studie eines bestimmten Händlernetzwerks handelt, ist eine der zu beantwortenden Fragen: Wie konnte sich dieses Netzwerk herausbilden? Da es sich zudem um ein Netzwerk aus Händlern der nigerianischen Igbo-Ethnie handelt, die nicht nur in anderen Ländern als ihrem Herkunftsland Handel treiben, sondern den Handel in diesen Ländern (z.B. Benin und Togo) sogar dominieren, liefere ich ferner Antworten auf die Frage: Wie kam es dazu, dass eine nigerianische ethnische Gruppe den Handel mit bestimmten Waren in Benin und Togo dominiert? Die vorliegende Dissertation trägt mit den Antworten auf diese Fragen zu einem besseren Verständnis bei, wie ein Handelsnetzwerk entsteht und sich verfestigt und wie es durch die Interaktionen seiner Mitglieder in einer sich wandelnden regionalen und globalen Ökonomie geformt wird.

Die vorliegende Dissertation ist in drei Abschnitte mit folgenden Überschriften gegliedert: Einleitung, Die Händler und Der Handel. Auch wenn es offensichtlich erscheint, dass es keinen Handel ohne Händler und keinen Händler ohne Handel gibt, erlaubt es diese Unterteilung, einen Schwerpunkt auf jede der beiden Komponenten der Dissertation zu legen, ohne ihre Prägnanz zu verringern. Die Einleitung besteht aus zwei Kapiteln, in denen die zentralen Themen der Dissertation vorgestellt und die methodologischen Entscheidungen diskutiert werden, die durch im Verlauf der Forschung auftauchende Herausforderungen getroffen werden mussten. Das erste Kapitel behandelt die allgemeine Literatur, auf die sich diese Dissertation bezieht, nämlich Forschungen über informelle Ökonomie und die wachsende Literatur zum Secondhand-Kleiderhandel und -konsum. Das zweite Kapitel stellt sich Fragen zur multi-sited ethnography und den Herausforderungen für einen Nigerianer, der Forschung mit anderen Nigerianern betreibt. Hier diskutiere ich auch den methodologischen Hauptansatz der Dissertation, das was ich „dem Handel folgen“ nenne, eine Kombination von „dem Ding folgen“ – in diesem Fall der Secondhand-Kleidung – und „den Menschen folgen“ was in diesem Kontext dem Netzwerk der Händler folgen bedeutet.

Im zweiten Teil meiner Dissertation – Die Händler –, welcher aus zwei Kapiteln besteht, wird das Netzwerk der Händler behandelt, die den Handel betreiben. Die Igbo sind eine ethnische Gruppe im südöstlichen Teil Nigerias. Sie sind in der sozialwissenschaftlichen Literatur dafür bekannt, vor der britischen Kolonisation staatenlos und akephal gewesen zu sein. In Kapitel 3 gehe ich sehr kurz auf die ökonomische Geschichte der Igbo ein, um gewisse Veränderungen und Kontinuitäten seit der Kolonialzeit aufzuzeigen. In diesem Kapitel zeichne ich die Geschichte der Entwicklung des Secondhand-Kleiderhandels seit den 1940er Jahren nach, als Igbo-Händler sich zum ersten Mal Kleidung beschafften und weiter vertrieben. Die Kleider wurden von Schiffen übernommen, die im Hafen von Harcourt lagen, und sie wurden dann an die Menschen von Okrika verkauft, eine Gruppe, die in der Nähe dieses Hafens lebt. Daher kommt okrika – der Name, unter dem Secondhand-Kleidung in Nigeria bekannt ist.

Im Lauf der Zeit expandierte der Handel so weit, dass Secondhand-Kleidung von Nigeria in andere westafrikanische Länder re-exportiert wurde. Viele Händler transportierten Secondhand-Kleidung mit Autos, die von der ghanaischen Tarzan Transport Company betrieben wurden. Diese Fahrzeuge wurden verwendet, um die Fracht von Lagos in Nigeria nach Ghana zu befördern, wobei ein Teil der transportierten Güter unterwegs in Dahomey (jetzt Benin) und in Togo entladen wurde. Die Igbo hatten bereits während der Kolonialzeit mit den Kamerunern über die östlichen Grenzen Nigerias hinweg Handel getrieben. Als der Handel mit Secondhand-Kleidung jedoch in den 1960er Jahren zunahm, wurde sie zu einem der hauptsächlichen Güter, welches die Kameruner kauften, die zum Einkaufen nach Aba kamen – dem wichtigsten Secondhand-Kleidermarkt dort. Viele Igbo-Händler zogen nach Kamerun, erhielten Importlizenzen und begannen über den Victoria-Hafen (jetzt Limbe) in Kamerun ihre Ware zu importieren.

Diese Entwicklungen sollten sich radikal ändern als der nigerianische Bürgerkrieg ausbrach. Der Krieg wurde zwischen dem Igbo sprechenden südöstlichen Teil Nigerias und der nigerianischen Zentralregierung ausgefochten und dauerte von 1967 bis 1970. Viele Händler von Secondhand-Kleidern, die ihre Ware in benachbarte Länder exportiert hatten, waren außerhalb des Landes, als der Krieg begann. Einige waren in verschiedenen Teilen Westafrikas, andere in Zentralafrika. Diejenigen, die in Kamerun waren, blieben dort, hauptsächlich weil staatliche nigerianische Truppen die Wasserwege Süd-Nigerias in einer Weise abschnitten, dass es für sie unmöglich war, nach Hause zurückzukehren. Diejenigen, die in Benin, Togo und Ghana waren, konnten ebenfalls nicht in ihre Heimatregionen im östlichen Teil Nigerias zurückkehren, weil sie von ihrem heimatlichen Territorium durch das damalige feindliche Territorium der nigerianischen Regierung getrennt waren. Viele von ihnen erhielten UN-Flüchtlingspässe und waren in der Lage damit zu beginnen, Secondhand-Kleidung in ihre Gastländer zu importieren. Diejenigen, deren Basis in Kamerun war, verließen das Land als deutlich wurde, dass die Regierung von Kamerun sich im Bürgerkrieg auf die Seite der nigerianischen Truppen stellte. Sie zogen nach Benin und konnten ebenfalls Flüchtlingspässe bekommen.

In Kapitel 3 diskutiere ich diese Prozesse und Entwicklungen im Licht theoretischer Erkenntnisse aus der Migrationstheorie. Ich argumentiere, dass Händler in diesem Handelsnetzwerk im Rahmen eines transnationalen sozialen Feldes operieren. Dieses transnationale soziale Feld reagiert ständig auf die Interaktion seiner Mitglieder mit der politischen Ökonomie der verschiedenen Länder, in denen es physisch lokalisiert ist und wird davon beeinflusst. Benin ist gegenwärtig die Zentrale des Secondhand-Kleiderhandels in diesem Teil der westafrikanischen Region, obwohl eine recht große Anzahl von Igbo-Händlern sich während des Bürgerkriegs sowohl in Togo als auch Benin niederließ. Die Gründe hierfür sind mit bestimmten Entwicklungen in der globalen politischen Ökonomie im Allgemeinen und derjenigen der westafrikanischen Region im Besonderen verbunden. Eine dieser Entwicklungen war die Entscheidung der nigerianischen Regierung, in der Handelspolitik eine Strategie der Importsubstitution anzuwenden (was ein Importverbot aller Textilprodukte, einschließlich der Secondhand-Kleidung einschloss), eine andere war die monetäre Politik, die Benin und Togo zur Anwendung brachten. Ferner widme ich mich den Gründen, welche zu dem Punkt führten, an dem Benin der attraktivste Umschlagplatz für bestimmte Teile der nigerianischen Ökonomie wurde. Viele dieser Güter wurden nach Benin importiert, um nach Nigeria geschmuggelt zu werden.

Die meisten Igbo-Händler auf dem Secondhand-Kleidermarkt in Cotonou, Benin, stammen aus demselben Heimatdorf. Igbo-Händler sind in der Literatur dafür bekannt, dass sie verwandtschaftliche Netzwerke für die Rekrutierung ihrer Lehrlinge nutzen. Die Lehrlinge gründen dann nach Ablauf ihrer Ausbildung ihr eigenes Geschäft. In Kapitel 4 beschreibe ich, wie die Institution der Lehre bei den Secondhand-Kleiderhändlern in Cotonou strukturiert ist. Ich beschreibe die Institution der Lehre bei den Igbo im allgemeinen und – basierend auf den Geschichten, die einige meiner Informanten erzählten – die verschiedenen Arten der Rekrutierung, und wie man ein Lehrling wird. Ein wichtiger Punkt, der in diesem Kapitel herausgestellt wird, ist die Tatsache, dass viele der Jugendlichen, die Lehrlinge bei Secondhand-Kleiderhändlern werden, diese Arbeit als die einzige Option sehen, die ihnen bleibt. Im ländlichen Raum, in dem die Ressource Land knapp ist und wo Erträge aus der Landwirtschaft sehr gering ausfallen, bietet sich nur für wenige von ihnen die Möglichkeit, in der Landwirtschaft tätig zu werden. Zudem sind die meisten „erfolgreichen“ Menschen, die Teenager und Jugendliche in ihren frühen zwanziger Jahren kennen, Secondhand-Kleiderhändler. Ein Secondhand-Kleiderhändler zu werden, erscheint daher als die einzige gangbare Möglichkeit, seinen Lebensunterhalt zu verdienen, und der erste Schritt auf dem Weg dorthin besteht darin, zunächst ein Lehrling zu werden.

Im Verlauf dieses Kapitels beschreibe ich, was es bedeutet, ein Lehrling im Bereich des Secondhand-Kleiderhandels zu sein. Während ich ein allgemeines Bild des Lehrlingssystems zeichne, in dem ich die Aufgaben eines Lehrlings und die Beziehung zwischen Junior- und Seniorlehrlingen beschreibe, knüpfe ich an die Geschichte von zwei Informanten an, deren Berichte über ihre Rekrutierung im vorigen Kapitel enthalten sind. Ihre Geschichte ist nicht unbedingt die einer typischen Lehrzeit, aber sie kennzeichnet diese Zeit auf vielfältige Weise. Beide waren Lehrlinge eines Meisters, der sein Hauptgeschäft in Togo und ein Zweiggeschäft in Benin hatte. Der Bericht über ihren Weg nach Benin und darüber, wie das Geschäft in Benin geführt wurde, dient dazu, einige Details über die Art und Weise zu zeigen, wie das Lehrlingssystem funktioniert und wie es das Secondhand-Kleidergeschäft beeinflusst. Des Weiteren gehe ich in diesem Teil darauf ein, wie Lehrlinge „die Geheimnisse“ dieses Geschäftes erlernen. Außerdem beschreibe ich, wie eine Person, die diese Lehrlingszeit nicht absolviert hat, einer Reihe von Gefahren ausgesetzt ist, wie, zum Beispiel Geldeinbußen bei einer Lieferung von importierten Secondhand-Kleidern.

Im letzten Teil des Kapitels behandele ich die Beendigung der Lehrzeit. Ich gehe zuerst auf die Art und Weise ein, wie die Beendigung der Lehrzeit aus Sicht der Händler von Statten gehen sollte, bevor ich beschreibe, wie sie tatsächlich vor sich geht. Mit einer Analyse, die Anleihen aus der neuen Literatur zur institutionellen Ökonomie zieht, legen die Ergebnisse nahe, dass es eine Diskrepanz zwischen der Norm und der tatsächlichen Praxis gibt, was zu Beschwerden sowohl der Ausbilder als auch der Lehrlinge führt, wie weit sich die gegenwärtige Praxis vom Ideal entfernt habe. Ich präsentiere auch einige Vorschläge, warum die Institution der Lehre nicht so funktioniert, wie sie nach Ansicht von Ausbildern und Lehrlingen funktionieren sollte. Ich beschreibe die tatsächliche Praxis der Beendigung der Lehrzeit, die Akkumulation von Startkapital für diejenigen, die im Geschäft bleiben und die Strategien von anderen, die nicht dabei bleiben.

Im dritten Teil der Dissertation, Der Handel, in dem ich den Ansatz zur Analyse von Warenketten verwende, richte ich das Augenmerk auf das Objekt des Handels und verfolge den Prozess, durch den es den Secondhand-Kleidungskonsumenten erreicht. Eines der interessantesten Themen des Handels ist, wie die Kategorien von Produktion, Distribution und Konsumtion verwischt werden, und warum es schwierig ist, Secondhand-Kleidung einem dieser drei Bereiche zuzuordnen. Denn, was als Secondhand-Kleidung auftaucht, wird in Wirklichkeit von Konsumenten neuer Kleidung produziert. Kleidungsstücke, die aus verschiedenen Gründen vom Eigentümer nicht mehr als gefragt eingeschätzt werden, sind das Rohmaterial, aus dem Secondhand-Kleidung produziert wird. Produktion ist in diesem Fall ein Prozess, der durch die Hände verschiedener Akteure und Agenten im Ursprungsland verwirklicht wird. Es sind diese Akteure, die in einem Prozess der Wertumkehrung Kleiderspenden in Exportgüter verwandeln. Diese einfache Erklärung lässt die Rolle des Konsumenten der Secondhand-Kleidung bei der Produktion hingegen fast völlig außer Acht. Ich argumentiere jedoch, dass der Konsument durch eine Informationsschleife eng mit der Produktion von Secondhand-Kleidung verbunden ist. Die Produzenten von Secondhand-Kleidung hoffen, die Ansprüche der Konsumenten zu befriedigen, und daher werden die Präferenzen der Konsumenten von den Händlern genauestens beobachtet. Die hieraus gewonnenen Informationen werden mit ihren Kaufstrategien verbunden und fließen schließlich in die Produktion von Secondhand-Kleidung ein. Es gibt wahrscheinlich kein anderes Handelsgut, welches sowohl das Verwischen der drei traditionellen Kategorien (Produktion, Distribution und Konsumtion), als auch die Bedeutung eines effektiven Informationsmanagements, so stark aufzeigt wie Secondhand-Kleidung.

Bevor Secondhand-Kleidung produziert wird, müssen sich die Eigentümer von Kleidungsstücken dazu entschließen, die Kleidungsstücke, die sie nicht mehr besitzen wollen, in die Kleiderspende zu geben. In Kapitel 5 lade ich den Leser dazu ein, dem Weg der Secondhand-Kleidungsstücke zu folgen; wie sie das Haus des ursprünglichen Eigentümers verlassen und durch verschiedene mögliche Kanäle gehen, die man als die Textil-Recyclingindustrie Großbritanniens beschreiben könnte. Dieses Kapitel ist in der Form einer theoretisch bewussten „Biographie der Dinge“ geschrieben, wobei folgende Leitfrage im Mittelpunkt steht: Welche biographischen Möglichkeiten stehen dem Kleidungsstück offen, wenn es das Haus verlässt? Die Beantwortung dieser Frage erfordert, dass man die Beziehungen untersucht, welche den Bewegungen des Kleidungsstücks in jedem Stadium seiner sozialen Biographie zu Grunde liegen, besonders, während es von Hand zu Hand weitergegeben wird. Diese Hände schließen jene der Hilfsorganisationen, der Spendensammler, der britischen Kommunen und der kommerziellen Textilrecycler ein. Alle diese Akteure konstituieren die britische Textil-Recyclingindustrie, und in ihren Händen wird Secondhand-Kleidung produziert. Der wichtigste analytische Punkt hier ist die Verwandlung des Wertes von Spenden oder Gaben in Exportgüter.

Zwischen der Produktion von Secondhand-Kleidung in Großbritannien und ihrem Angebot und Konsum in Westafrika befindet sich der Importeur von Secondhand-Kleidung. Hier besteht ein Problem, das für den Secondhand-Kleidermarkt typisch ist, nämlich die Abwesenheit einer Qualitätssicherung. Zunächst einmal unterliegt die Beurteilung und Eingruppierung von Waren in Qualitätsstufen einer großen Subjektivität. Mit anderen Worten: Die Entscheidung darüber, was die „beste“ Secondhand-Kleidung ausmacht ist sehr subjektiv und variiert von Firma zu Firma. Zweitens sind die Ballen, die ein Secondhand-Kleiderimporteur in Cotonou in Empfang nimmt, fest verpackt und werden nicht geöffnet, bevor ein Endverkäufer sie gekauft hat. Nicht einmal die Importeure können die so verpackte Ware öffnen, sondern erst diejenigen Händler, die ich als Großhandelskaufleute bezeichnen würde. Demzufolge ist die Ware, die in den Ballen enthalten ist, nur dem Exporteur und dem Endverkäufer bekannt, da selbst der Importeur keine Möglichkeit hat, die Qualität des Inhalts der Ballen zu prüfen. Es ist mit anderen Worten für den Importeur nicht möglich herauszufinden, ob das, was in den Ballen verpackt ist, zerrissene Lumpen oder hochwertige Secondhand-Kleidung ist. Hinsichtlich der Beziehung von Importeur und Exporteur existiert das Problem einer Informationsasymmetrie zum Nachteil des Importeurs.

Im Handel mit Secondhand-Kleidung arbeiten Exporteure in Großbritannien mit bestimmten Importeuren aus Cotonou zusammen, um diese Informationsasymmetrie zu reduzieren und um einen Informationskanal zu schaffen, der dazu beiträgt, die Qualität der Ware zu verbessern, welche auf dem Secondhand-Kleidermarkt in Benin erhältlich ist. Es werden dauerhafte Handelsbeziehungen aufgebaut, um die Qualität der Güter zu verbessern, die auf dem Secondhand-Kleidermarkt in Benin angeboten werden. Sie dienen auch als eine Art Versicherung für den Importeur, der so sicherstellt, dass die Kleidung, die ihm geschickt wird, von guter Qualität ist. So wie ein Importeur eine Beziehung mit einem Exporteur aufbaut, tun dies auch einige Großhändler, indem sie eine dauerhafte Patronage-Beziehung mit Importeuren aufbauen, aber eine derartige Beziehung hängt von der Qualität der Güter ab, die für den Importeur beschaffbar ist. Dies ist wiederum verknüpft mit der Beziehung, die ein Importeur mit einem Exporteur in Großbritannien etablieren kann. Der Prozess, in dem dies stattfindet, wird in Kapitel 6 ausführlich behandelt.

Während in Kapitel 6 die Beziehungen zwischen dem Importeur und dem Exporteur beschrieben und diskutiert werden, stellt Kapitel 7 die Beziehung zwischen Importeur und Verkäufern detailliert dar. Neben der Beschreibung dieser Beziehung enthält das Kapitel eine Diskussion der Probleme, die daraus entstehen, dass der Handel entweder als formell oder informell oder legal beziehungsweise illegal charakterisiert werden kann. Der Handel mit Secondhand-Kleidung von Benin nach Nigeria könnte als illegal bezeichnet werden, da der Import von Secondhand-Kleidung in Nigeria verboten ist. Daher ist die Handlung, die Kleider über die Grenze von Benin nach Nigeria zu bringen, tatsächlich Schmuggel. Wenn man jedoch die Details dieser Bewegungen bedenkt, könnte man die Frage aufwerfen: Wer ist ein Schmuggler? Diese Frage wird umso bedeutsamer, wenn man bedenkt, dass jene, die aus Nigeria kommen, die Güter nicht selbst über die Grenze bringen. Die Güter werden von professionellen Schmugglern verschoben, deren einzige Unternehmung in der gesamten Handelsbeziehung das Verbringen der Güter von einer Seite der Grenze zur anderen ist. Und ist dann die Person, die gebrauchte Kleidung nach Benin brachte – wissend, dass das meiste davon nach Nigeria weitergeleitet wird – ebenfalls Komplize in dem Schmuggel? Was ist mit den Grenzbeamten, die Schmiergelder erhalten und die Güter dann über die Grenze lassen? Dies sind einige Fragen, die ich in diesem Kapitel zu beantworten versuche, indem ich den Prozess detailliert darstelle, in welchem Secondhand-Kleidung importiert, im Hafen gelöscht, im Großhandel verkauft, an den Verbraucher und von Benin nach Nigeria verschoben wird.

Der gesamte Prozess ist ohne eine Untersuchung der Verwendung des Konsums von Secondhand-Kleidung nicht vollständig. In Kapitel 8 untersuche ich die Art, wie Konsumenten mit Secondhand-Kleidung interagieren und ihre Gründe, sie zu kaufen. Dies ist natürlich mit Wünschen und der Art verbunden, wie Identität und Konsumtion in komplexer Weise aufeinander bezogen sind. Ich erzähle die Geschichten verschiedener Leute, hebe dabei hervor, was Secondhand-Kleidung für sie bedeutet, und aus welchen Gründen sie diese konsumieren. Viele Menschen weisen auf die Qualität von Secondhand-Kleidung als Grund dafür hin, warum sie sie kaufen und damit unterstützen. Sie sagen, dass sie auf diese Weise Kleidung besserer Qualität als die neue, lokal hergestellte finden. Andere Konsumenten verweisen auf günstige Preise.

Ich argumentiere, dass Konsumtion keineswegs ein passiver Prozess ist. Dies ist nicht nur so in Bezug auf die Arbeit der Selbstidentifikation, welche in vielen Fällen der Konsumtion zu Grunde liegt, sondern auch hinsichtlich des generellen Prozesses der Produktion und Reproduktion. In vorhergehenden Kapiteln weise ich darauf hin, dass die Arbeit der Produktion sehr von dem Feedback durch die Konsumtion abhängt sowie von den verschiedenen Akteuren, die zwischen Produzent und Konsument vermitteln. Um in diesem Geschäft erfolgreich zu sein, muss ein Exporteur ständig seine Gradations- und Klassifikationskategorien modifizieren, um den Konsumenten zufrieden zu stellen. Die Arbeit der Konsumtion wird auch durch die Arbeit der Erzeugung von Geschmack und Moden beeinflusst, die sich ständig um die Konsumenten herum ereignet. Das Einkaufen von Markenprodukten ist ein Gebiet, auf dem dies sehr deutlich wird.

Im Schlusskapitel bringe ich die verschiedenen Diskussionslinien der Dissertation zusammen. Hier trifft Produktion auf Konsumtion, und Handelsnetzwerke interagieren mit Produzenten von Secondhand-Kleidung. Ich rekapituliere die zentralen Ergebnisse und Argumente der Dissertation. Ich betone die Wichtigkeit einer Methodologie, welche die Aufmerksamkeit gegenüber den Menschen, die in den Handel involviert sind, mit der Aufmerksamkeit gegenüber dem Objekt des Handels kombiniert. Es zeigt sich, dass die Beziehungen zwischen Dingen nicht weither geholt sind. Die Akteur-Netzwerk-Theorie weist uns hier den Weg, und zwar in dem Sinne, dass wir überrascht sind wie komplex die Dinge miteinander verwoben sind, wenn wir versuchen diese Beziehungen offenzulegen.

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