Pétrole et changement social: rente pétrolière, dé-agriculturation et monétisation des interactions sociales dans le canton Béro au sud du Tchad

Remadji Hoinathy
Dissertation Thesis | Doktorarbeit
submitted at | eingereicht an der
Philosophischen Fakultät I, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

OPAC

Date of Defense | Tag der Verteidigung
03.07.2012

Supervisors | Gutachter
Prof. Dr. Günther Schlee
Prof. Dr. Richard Rottenburg

German Summary - Deutsche Zusammenfassung

Erdöl und sozialer Wandel in der Logone Oriental Region (Tschad). Die Auswirkungen der Erdölrente auf Landwirtschaft, Monetarisierung und soziale Interaktion im Kanton Béro

Die vorliegende Dissertation untersucht Prozesse sozialen Wandels, die im Zusammenhang mit der Erschließung und Ausbeutung von Erdölvorkommen im Tschad eingesetzt haben. Sie basiert auf einer 13-monatigen Feldforschung, die zwischen 2008 und 2011 im Süden des Landes durchgeführt wurde. Die dortige Forschung war regionen- und distriktübergreifend angelegt,  auch wenn sie größtenteils in einem der drei Distrikte, über die sich das Ölfeld von Komé erstreckt, stattfand. Als Hauptforschungsgebiet wurde der Béro-Distrikt, dessen Hauptstadt (Béro) sieben Kilometer südlich der Hauptstadt der Logone Oriental Region (Doba) liegt, ausgewählt. Dieser ländliche Distrikt umfasst 25 administrative Dörfer und ca. 18 000 Einwohner, die mehrheitlich der ethnischen Gruppen der Mango (Sara- Untergruppe) angehören und von der Landwirtschaft leben. Zu den Minderheiten, die im Béro-Distrikt mit den bäuerlichen Mango interagieren und Rinderhaltung betreiben, zählen arabisch-sprechenden Gruppen, die ursprünglich aus den Salamat- und Batha-Regionen im östlichen bzw. nördlichen Tschad stammen. Der Lebensstandard in dem Hauptforschungsgebiet ist deutlich niedriger als in städtischen Gebieten.

Meine Daten zum sozialen Wandel im Ölgebiet des südlichen Tschads, und insbesondere im Béro-Distrikt wurden im Rahmen einer „multi-sited ethnography“ erhoben. Während der Feldforschung ging ich induktiv vor, d.h. ohne im Vorfeld Hypothesen zu formulieren, sondern entwickelte anhand meiner Daten fortlaufend meine Ergebnisse, um meine Schlussfolgerungen bestmöglich empirisch zu belegen. Die vor Ort angewandten Methoden umfassten Diskussionen in Fokusgruppen, informelle Gespräche, freie und semi-strukturierte Interviews sowie gezielte teilnehmende Beobachtung. Ich unterhielt mich mit einer Vielzahl im Béro- Distrikt lebender Akteure wie etwa Bauern, Rinderhalter und traditionelle Autoritäten. Zudem führte ich Interviews mit tschadischen Verwaltungsangestellten, Mitarbeitern von NGOs und Mitarbeiter der Ölkonzerne, die innerhalb sowie außerhalb des Hauptsforschungsgebiets tätig sind. Durch die Teilnahme an verschiedenen Treffen und Seminaren von NGOs im Tschad und in Deutschland konnte ich Sekundärmaterial zum Thema Öl sammeln. Während meiner Feldforschung stellte sich aber die Kontaktaufnahme zu den Ölkonzernen trotz beständiger Versuche als sehr schwierig dar. Das gleiche gilt für Vertreter des tschadischen Staates, die auch nicht gern zum sensiblen Thema Öl befragt werden. Selbst Reisen innerhalb des stark kontrollierten Ölgebietes waren nicht immer möglich. Diese und ähnliche Unwägbarkeiten zeugen meiner Meinung nach von der Geheimniskrämerei, die den Ölkapitalismus zu umhüllen scheint. Zugleich können sie zur Steigerung des Interesses an Erdöl als Forschungsthema beitragen.

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