
Realising Eurasia:
Civilisation and Moral Economy in the 21st Century
Forschungsgebiete

1 - Anne Erita Venasen Berta, PhD Candidate
2 - Sylvia Terpe, Senior Research Fellow
3 - Luca Szücs, PhD Candidate
4 - Daria Tereshina, PhD Candidate
5 - Ceren Deniz, PhD Candidate
6 - Sudeshna Chaki, PhD Candidate
7 - Laura Hornig, PhD Candidate
8 - Lizhou Hao, PhD Candidate
Projekte
Bilder aus der Feldforschung
REALEURASIA
Das Projekt „Realising Eurasia: civilisation and moral economy in the 21st century“ startete am 1. Juli 2014 und wurde im Juli 2020 abgeschlossen. Die sieben Doktorand*innen der Projektgruppe verbrachten das akademische Jahr 2015–16 mit Feldforschung in verschiedenen Städten Eurasiens. Weitere Feldforschungen wurden von den drei Postdoktorand*innen sowie von der wissenschaftlichen Koordinatorin und dem Projektleiter durchgeführt. Bis Juli 2020 haben fünf Doktorand*innen ihre Dissertationen eingereicht.
Eurasien wird im Sinne der Globalgeschichte als Gesamteuropa und Gesamtasien umfassender Superkontinent verstanden. Dieses vergleichende Projekt ist hauptsächlich in den Theorien und Methoden der Wirtschaftsethnologie verankert, aber es beabsichtigt auch, Verbindungen zur historischen Soziologie und angrenzenden Feldern zu erneuern. Der Bezugsrahmen ist ein von Marcel Mauss inspiriertes universelles Konzept der „Zivilisation“, das an den spezifischen eurasischen Kontext vor allem anhand der Arbeiten von Max Weber über die „Weltreligionen“ angepasst wurde. Das Forschungsteam stellt eine Synthese zwischen den Konzepten der Moralökonomie (Thompson) und der Wirtschaftsethik (Weber) her und operationalisiert sie auf verschiedenen Ebenen innerhalb dieses zivilisatorischen Rahmens. Für unsere detaillierten ethnographischen Untersuchungen von Familienunternehmen wurden Gemeinden ausgewählt, die aufgrund ihrer strukturellen Ähnlichkeiten vergleichende Studien erlauben. Dabei berücksichtigten wir die Einbettung von Wirtschaft in Religion, Staatswesen und Gesellschaft, wie sie sich in Eurasien in der longue durée gemeinsam entwickelt haben.
Das Projekt war angelegt, Beiträge in verschiedenen Bereichen der Ethnologie zu leisten, sich aber gleichzeitig mit langjährigen Debatten über Moderne und Globalgeschichte auseinandersetzen. Unsere Forschungen über gegenwärtiges wirtschaftliches Verhalten verweisen eher auf gemeinsame Dilemmata als auf eine klare Teilung zwischen den europäischen und den asiatischen Forschungsgebieten. Diese Befunde bekräftigen den Ansatz von Jack Goody, wonach das „christliche Europa“ nicht als separater Kontinent zu verstehen ist, sondern als wichtige Makroregion innerhalb der eurasischen Landmasse. Nach wie vor haben europäische Gesellschaften viele Gemeinsamkeiten mit den anderen Kulturen des Kontinents, die alle ihre Ursprünge in den Zivilisationen der Bronzezeit haben. Goodys Perspektive auf drei Jahrtausende eurasischer Geschichte lässt sich mit der Arbeit von Karl Polanyi über die Transformationen der letzten drei Jahrhunderte kombinieren (Hann 2018a). Das Projekt hat deutlich gezeigt, wie sich solche Interpretationen auf Makroebene produktiv mit ethnographischer Forschung verbinden lassen. Mit einem stets kritischen Blick auf die stark vereinfachte Verwendung des Begriffs „Moralökonomie“ zeigt Hann anhand seiner langjährigen Forschung in Ungarn (die im Rahmen dieses Projekts erweitert wurde) die herausragende Bedeutung der menschlichen Arbeit für das Verständnis der moralischen Dimension (2018b). Es wurden wenig direkte Belege für die von Weber postulierten Verbindungen zwischen Religion und Wirtschaftsleistung gefunden, aber die Daten und Befunde aller Projektmitglieder weisen auf einen tiefgreifenden Einfluss von historisch gewachsenen Werten auf wirtschaftliches Handeln hin.
