Pétrole et changement social: rente pétrolière, dé-agriculturation et monétisation des interactions sociales dans le canton Béro au sud du Tchad

Remadji Hoinathy
Dissertation Thesis | Doktorarbeit
submitted at | eingereicht an der
Philosophischen Fakultät I, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Erdöl und sozialer Wandel in der Logone Oriental Region (Tschad). Die Auswirkungen der Erdölrente auf Landwirtschaft, Monetarisierung und soziale Interaktion im Kanton Béro

Mein dritter Beitrag zur existierenden Debatte zu Öl basiert auf der Dokumentation von Veränderung der Repräsentationen von Öl auf lokaler Ebene. Die Rhetorik über Öl, die auf internationaler (Ölkonzerne, Weltbank, NGOs) und nationaler (tschadischer Staat) Ebene benutzt wurde bzw. benutzt wird, hat bestimmte soziale Auswirkungen, die anhand der Erfahrungen der lokalen Akteure untersucht werden können. Diese Erfahrungen sind also wichtig für die Analyse der Wirklichkeit des Öls. Im Falle der Bauern des Béro-Distrikts sind die Einstellungen zu Öl von ihren glücklichen oder unglücklichen Erfahrungen mit den Ölgeldern geprägt. Abhängig von den jeweiligen Möglichkeiten des Zugangs der Person zu Ölgeldern ist deren Auffassung entsprechend geprägt. Da positive Erfahrungen mit den Ölgeldern sehr rar sind, liegt der Schwerpunkt des generellen Diskurses im Béro-Distrikt darauf, dass Öl keine Entwicklung vorangebracht hat, und dass die Ölgelder die Probleme der Bauern nicht lösen können. Durch das Öl werden sogar Lebensgrundlagen verringert und soziale Bindungen geschwächt. Zudem betrachten sich die Bauern als vom Staat und von ExxonMobil durch die Landaufkäufe und die nicht erfüllten Versprechen der Regierung und der Ölkonzerne dominiert. Die Bauern waren vormals alleinige Besitzer des Landes, doch nach dem Verkauf erhalten sie keinen weiteren Anteil der Ölgelder. Diese Muster von Dominanz treten auch auf der globalen Ebene auf bei der Integration von Béro und anderer ländlicher Gebiete der Logone Oriental Region in die globale Ölwirtschaft (Reyna 2011). Öl wurde bisher eher auf der Makroebene untersucht. Konzepte zu Öl wie der Rentierstaat, der Ressourcenfluch und die Holländische Krankheit stützen sich auf makroökonomische Daten oder makrosoziale Wirklichkeiten. Mein Forschungsprojekt hingegen untersucht die Situation auf lokaler Ebene, im Kontext der konkreten Erfahrungen der Mango in Béro-Distrikt mit Öl. Dies stellt u.a. meinen Beitrag zum Forschungsfeld Öl dar, das immer noch im Entstehen ist. Ich möchte mit meiner Arbeit anregen, den Schwerpunkt bei der Erforschung von Ölfördergeldern von der nationalen Ebene auf die lokale Ebene zu verschieben. Der Großteil der Ölgelder verbleibt zwar auf staatlicher Ebene, doch der geringe Anteil, der die jeweilige Peripherie erreicht, verursacht dort Dynamiken, die den auf der Makro-Ebene beobachteten Dynamiken ähneln. Ich schlage vor, den Ressourcenfluch und die “Dutch disease“ auf Grundlage der Öldiskurse der Bauern zu untersuchen und die konkreten sozio-ökonomischen Bedingungen im Ölgebiet zu analysieren.

Mein Beitrag zu anthropologischen Studien zum Thema Öl ist auch methodischer Natur. Dem Beispiel anderer Ethnologen folgend, die auf diesem Gebiet gearbeitet haben (Coronil 1997, Sawyer 2004, Apter 2005, Reyna 2007, Weszkanlys 2009, Behrends, Reyna und Schlee 2011), erachte ich es als besonders sinnvoll, Forschung in ganz konkreten lokalen Kontexten durchzuführen, und die im Rahmen solcher Forschung gewonnenen Daten dann mit den Kontexten auf nationaler und globaler Ebene in Verbindung zu setzen, in denen Öl eines der wichtigsten Themen von Wirtschaft und Politik geworden ist.

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