Pétrole et changement social: rente pétrolière, dé-agriculturation et monétisation des interactions sociales dans le canton Béro au sud du Tchad

Remadji Hoinathy
Dissertation Thesis | Doktorarbeit
submitted at | eingereicht an der
Philosophischen Fakultät I, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Erdöl und sozialer Wandel in der Logone Oriental Region (Tschad). Die Auswirkungen der Erdölrente auf Landwirtschaft, Monetarisierung und soziale Interaktion im Kanton Béro


Zusammenfassend lassen meine Forschungsdaten einige theoretische Generalisierungen zu, die die bereits existierende wissenschaftliche Debatte über Öl bereichern dürften. Meine erste Generalisierung betrifft die Ölgelder und deren Auswirkungen. Die Versprechungen, die Ölgelder würden Wohlergehen und Freude bringen, sorgten für Aufregung in dem ländlichen Béro-Distrikt und es entstanden eine Reihe von Strategien, die Ölgelder anzuzapfen. Zu diesen Strategien zählt Migration mit dem Ziel, auf dem Ölfeld Arbeit zu finden oder sich im Ölgebiet neue Geschäftsgelegenheiten zu erschließen. Eine andere Strategie ist es, Felder zu veräußern, um so kurzfristig von Entschädigungszahlungen zu profitieren. Die

Heiratstransaktionen sind inflationär angestiegen und auch andere Lebensbereiche sind betroffen. Meiner Meinung nach zeugt dies von einer Rentier-Mentalität bzw. von Verhaltenweisen, die wie Yates (1996: 208) es formuliert, durch den plötzlichen Zufluss externer Gelder geschaffen wurden, und die den Zugang zu Reichtümern von jenen produktiven Aktivitäten abtrennen, die normalerweise Einkommen generieren. Yates betrachtet die Auswirkungen dieser externen Gelder oder Renten zwar vor allem auf der Makroebene, ich konnte jedoch feststellen, dass sich die Rentier- Mentalität, wie er sie beschreibt, auch in meinem Forschungsgebiet wiederfinden lässt. Der Zugang zu den Ölgeldern bleibt jedoch abhängig von der Position und den Aktivitäten der jeweiligen Akteure (Yates 1996: 206). Praktisch erlangten im Béro- Distrikt nur jene Zugang zu den Ölgeldern, die entweder für die Konzerne arbeiteten oder deren Land zur Ölförderung gebraucht wurde. Der Großteil des Geldes verblieb jedoch auf der Ebene der Zentralregierung in der Hauptstadt, nur ein verschwindend geringer Teil kam bei der lokalen Bevölkerung an. Die tatsächlichen Vorteile des Ölreichtums sind für ländliche und periphere Regionen wie den Béro-Distrikt also weit geringer als die Erwartungen, obwohl die Ölförderung in dem Gebiet stattfindet. Dies ist typisch für Enklavenökonomien (Ferguson 2005).

Ferner weise ich im Rahmen meiner Dissertation nach, wie knapp Land im Ölgebiet geworden ist. Da Zugang zu dieser grundlegenden Ressource mittlerweile nur schwer zu erlangen ist, werden Veränderungen in den Landbesitzstrukturen, den Produktionsarten und landwirtschaftlichen Erträgen hervorgerufen, was letztlich zu einer Schwächung des sozialen Zusammenhaltes führt. Aus wirtschaftlicher Sicht können diese Veränderungen nach Sid Ahmed (1987) als “de- agriculturation“ bezeichnet werden. In einer solchen Situation hängt die Wirtschaft sehr stark von der Ölproduktion ab, während die Landwirtschaft abnimmt, weil nicht ausreichend urbares Land zur Verfügung steht. Traditionelle Anbautechniken sind zudem immer weniger für die kleinen Flächen geeignet und die Bauern können mit den Möglichkeiten des Ölgeschäftes nicht mithalten. Veränderungen im Zugang zu finanziellen Ressourcen führen zu verschiedenen sozialen Veränderungen, wie etwa im Konzept der Monetarisierung beschrieben. Dies deckt sich mit Erkenntnissen von Bohannan (1955, 1959), Hopkins (1966), Parry und Bloch (1989), Shipton (1989) und Guyer (1995a, 1995b, 1995c) zu anderen Kontexten, in denen die Beziehung zwischen Geld und sozialem Wandel eine Rolle spielt.

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