"Kulturrevolution" in Zentral-Kamtschatka

AutorIn
Katharina Gernet

Verlag
Wiesbaden: Harrassowitz Verlag

Jahr der Veröffentlichung
2008

ISBN
978-3-447-05687-8

OPAC

Abstract
Die Evenen - eines der indigenen Völker des russischen Nordens - folgten bis in das 20. Jahrhundert hinein einer nomadischen Lebensweise als Jäger, Rentierhalter, Fischer und Sammler. Erst während der Sowjetzeit wurden sie unausweichlich mit der Rolle von Staatsbürgern und allen daraus erwachsenden Verbindlichkeiten konfrontiert. Das Ziel der neuen staatlichen Nationalitätenpolitik bestand darin, aus der heterogenen Bevölkerung Russlands ein homogenes Volk von "Sowjetmenschen" zu schaffen. So konnten sich die Evenen der Kollektivierung, der Anbindung an feste Siedlungen und Eingliederung in die neuen politischen, wirtschaftlichen und sozialen Strukturen nicht entziehen. Der erste der beiden Texte des Bandes bietet einen Überblick über die entsprechenden Ereignisse und Entwicklungen von der Zeit der Oktoberrevolution bis zur Auflösung der Sowjetunion. Der zweite Text, der in gemeinsamer Autorenschaft mit einer Historikerin aus Kamtschatka entstand, betrachtet die Institution der sog. "Frauenräte" und ihre Rolle im Prozess der Sowjetisierung der indigenen Bevölkerung im Bystrinskij-Bezirk. Die Institution der "Frauenräte" ist nach Ansicht der Verfasserinnen zu Unrecht in den Ruch geraten, bloßes Instrument von Zwang und sozialer Kontrolle gewesen zu sein. Sie plädieren für die differenziertere Betrachtung regionaler Varianten dieser Institution, die sich in durchaus gut gemeinter Absicht um die Überwindung sozialer Unterschiede in den jeweiligen lokalen Kontexten bemühten.

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