Gesellschaftliche Vielfalt – Herausforderung für das staatliche Recht

Konferenz am Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung zum Thema Rechtspluralismus

12. Juni 2017

Vom 14. bis 16. Juni 2017 findet am Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung in Halle eine von der Abteilung Recht & Ethnologie organisierte Konferenz unter dem Titel „(Re)designing Justice for Plural Societies: Accommodative Practices Put to the Test“ statt. Über 30 internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler diskutieren drei Tage lang anhand von praktischen Fällen, welche Konflikte entstehen und welche Lösungen möglich sind, wenn in modernen Gesellschaften unterschiedliche Vorstellungen von Recht und Gerechtigkeit aufeinandertreffen.

Globalisierung, Migration und der damit einhergehende soziale Wandel haben moderne Gesellschaften stark verändert. So ist beispielsweise die tägliche Begegnung mit neuen oder weniger bekannten Lebensstilen und Praktiken zu einer dauernden Herausforderung für den zivilgesellschaftlichen Zusammenhalt geworden. Aber auch das staatliche Rechtssystem steht vor ganz neuen Aufgaben, wenn es um die Integration kultureller, religiöser, ethnischer oder sprachlicher Minderheiten geht. "Soziale Systeme verändern sich viel schneller als staatliches Recht. Deshalb kann es beispielsweise bei der Ausübung religiöser Praktiken, die von der Mehrheit einer Gesellschaft als neu oder ungewohnt empfunden werden, zu Konflikten kommen", sagt Prof. Dr. Marie-Claire Foblets, Direktorin der Abteilung "Recht & Ethnologie" am Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung.

Staatliches Recht muss sich der sozialen Vielfalt anpassen
Eine zentrale Aufgabe des Staates ist es, die Freiheit und die Würde seiner Bürger zu schützen. Foblets: "Rechtliche Normen sind nicht nur restriktiv, sie schaffen häufig auch die nötigen Voraussetzungen, damit Individuen ihre Vorstellungen vom guten Leben verwirklichen können. Die Mitglieder einer Gesellschaft müssen deshalb das Gefühl haben, dass ihnen staatliche Regeln einen Raum schaffen, in dem sie ihre Lebensentwürfe entfalten können. Und diese Räume müssen für alle Menschen gleich sein – egal woher sie kommen, welche Hautfarbe sie haben oder zu welchem Gott sie beten." Gelingt dies nicht, ist das Risiko groß, dass Menschen das Gefühl haben, von der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und von Entscheidungsprozessen ausgeschlossen zu sein. "Auf unserer Konferenz werden wir deshalb Best-Practice-Fälle diskutieren, die zeigen, welche Lösungen gefunden werden können, wenn Lebensformen von Minderheiten mit staatlichem Recht in Konflikt geraten. Und wenn wir nicht bestimmte Lebensformen dauerhaft kriminalisieren wollen, die für viele Menschen verbindlich sind, werden wir in Zukunft auch mit politischen Entscheidungsträgern darüber reden müssen, wie sich staatliches Recht schneller an den sozialen Wandel anpassen lässt", sagt Foblets.

PDF des Konferenzprogramms

Kontakt für die Presse
Stefan Schwendtner
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Abteilung Forschungskoordination
Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung
Tel.: 0345 2927-425
Mail: schwendtner@eth.mpg.de
Web: www.eth.mpg.de

Kontakt für diese Pressemitteilung
Prof. Dr. Marie-Claire Foblets
Direktorin – Abteilung Recht & Ethnologie
Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung
Tel.: 0345 2927-301
Mail: foblets@eth.mpg.de
Web: www.eth.mpg.de

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