Stipendium der Daimler und Benz Stiftung für Dominik Müller

Emmy-Noether-Forschungsgruppenleiter setzt sich in strengem Auswahlverfahren durch

20. April 2018

Dr. Dominik Müller, Leiter der Emmy-Noether-Forschungsgruppe „The Bureaucratization of Islam and its Socio-Legal Dimensions in Southeast Asia“ in der Abteilung ‚Recht & Ethnologie‘ am Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung hat sich in einem mehrstufigen Auswahlverfahren der Daimler und Benz Stiftung durchgesetzt. Er erhält in einem Zeitraum von zwei Jahren ein Forschungsstipendium in Höhe von 40 000 Euro.

Wer sich bei der Daimler und Benz Stiftung um ein Stipendium bewirbt, muss sich auf einen harten Wettbewerb gefasst machen. Bei der aktuellen Ausschreibung gab es 330 Bewerber, von denen 40 zu einem zweitägigen Auswahlseminar eingeladen wurden. Von diesen 40 Bewerbern waren am Ende dann 12 erfolgreich. Das entspricht einer Quote von weniger als 4 Prozent. Dominik Müller war einer der 12 erfolgreichen Bewerber. Wir haben mit ihm über das Auswahlverfahren gesprochen, und darüber, was er mit dem Geld machen will.


Dominik, wie bist Du auf die Idee gekommen, Dich für ein Stipendium bei der Daimler und Benz Stiftung zu bewerben?
Das Stipendienprogramm richtet sich an junge promovierte WissenschaftlerInnen sowie explizit auch an JuniorprofessorInnen und LeiterInnen von Nachwuchsforschungsgruppen aus allen Fachrichtungen. Es ermöglicht, ein zweijähriges Projekt durchzuführen und möchte die wissenschaftliche Autonomie und Kreativität junger WissenschaftlerInnen stärken. Als Emmy-Noether-Nachwuchsgruppenleiter fühlte ich mich dadurch sofort angesprochen.

Und dann hast Du Dich auch sofort beworben?
Nein, ich habe mich zunächst einmal näher mit der Daimler und Benz Stiftung und ihrer Satzung befasst und dabei recht schnell den Eindruck gewonnen, dass meine Arbeit gut in das Programm passen würde.

Warum passt das Stipendienprogramm so gut zu Deinen Projekten?
Weil man auch Mittel für schon laufende Projekte beantragen kann. Und das war in meiner Situation optimal, weil sich in den ersten eineinhalb Jahren meiner Emmy-Noether-Projektlaufzeit durch den engen Austausch mit den internationalen Kooperationspartnern neue Ideen und Pläne für Aktivitäten ergeben haben, die im bisherigen Projektplan nicht vorgesehen waren.

Und mit dem Geld des Stipendiums kannst Du das jetzt alles umsetzen?
Ja, durch das Stipendium können wir das Projekt noch einmal erheblich erweitern und die Kooperation mit unseren internationalen Partnern intensivieren. Aber neben dem finanziellen Aspekt gibt es noch sehr viele andere Vorteile, wenn man Stipendiat der Stiftung ist.

Welche Vorteile sind das?
Ein sehr interessanter Teil des Programms ist beispielsweise die Förderung des interdisziplinären Gedankenaustauschs zwischen den StipendiatInnen, die aus den unterschiedlichsten Fächern kommen. Das habe ich schon beim Auswahlseminar in Ladenburg gesehen. Ich finde es großartig, mich mit WissenschaftlerInnen aus völlig anderen Fächern zu unterhalten, denen ich im Alltag sonst eher seltener begegnen würde. Deshalb freue ich mich schon sehr auf die entsprechenden Veranstaltungen der Stiftung.

Mit welchem Projekt hast Du Dich bei der Stiftung beworben?
Das Projekt heißt „Social Categorization and Religiously Framed State-Making in Southeast Asia“. Es wird einen Teilbereich meines Emmy-Noether-Projekts vertiefen, der sich mit sozialen Kategorisierungspraktiken durch religionsbürokratische Akteure und ihren Auswirkungen in Südostasien befasst. Zusätzlich will ich im Austausch mit meinen Forschungspartnern das Projekt auf andere (Staats-)Religionen in Südostasien erweitern. Dadurch können wir einen Vergleichsrahmen herstellen, der bisher nicht vorgesehen war.

Und was machst Du jetzt konkret mit den zusätzlichen Mitteln, die Du zur Verfügung hast?
Ich möchte das Stipendium zunächst zur Finanzierung von drei Workshops einsetzen. Erstens für einen zweitägigen Workshop im Juni 2018 am Asian Studies Centre der University of Oxford, mit dem meine Gruppe eng zusammenarbeitet. Der Workshop war nicht Teil des Emmy-Noether-Projektplans. Die Idee hatte sich erst im Zuge der Kooperationsarbeit mit den KollegInnen in Oxford ergeben. Die Veranstaltung soll den Titel des beantragten Projekts haben. Meine DoktorandInnen werden aus dem Feld aus Südostasien dafür für eine Woche nach England reisen. Wir werden die Woche nach dem Workshop auch nutzen, um die bisherige Datensammlung und die weitere Projektentwicklung intensiv in der Gruppe zu diskutieren. Der Workshop wird auch die Grundlage für eine Publikation sein, die ich gemeinsam mit Matthew Walton, dem Leiter des Asian Studies Centre herausgeben möchte. Im Zentrum der Publikation werden neben dem Islam insbesondere Beispiele aus buddhistischen Kontexten stehen, zu denen Matthew Walton und Teile seines Teams in Myanmar und Thailand arbeiten, wobei auch ein auf das Christentum bezogener Beitrag zu den Philippinen wünschenswert wäre. Im April 2019 soll dann ein zweiter Workshop in Harvard stattfinden, der die Debatte weiter vertieft, insbesondere mit Blick auf die Dynamiken sozialer Kategorisierung vor dem Hintergrund rechtlicher und gesellschaftlicher Transformationsprozesse.  Er wird vom “Islamic Legal Studies Program: Law and Social Change” organisiert, wo ich zur Zeit Fellow bin.

Und was ist das Thema des dritten Workshops?
Der dritte Workshop, den wir „Mini-Workshop“ nennen, soll im September 2018 am Centre for Asian Legal Studies der National University of Singapore, unserem zweiten Projektpartner, stattfinden. Dort wird die Arbeit mit meinen drei DoktorandInnen an ihren individuellen Promotionsprojekten im Zentrum stehen. Hierfür werden die drei von ihren Feldforschungsorten in Indonesien, Malaysia und den Philippinen nach Singapur kommen. Sie werden dann in der Endphase ihrer einjährigen Feldforschungen sein, und danach nur noch knapp 2 Monate in Südostasien verbringen. In dieser Zeit, in der sie damit beginnen müssen, die gesammelten Daten zu ordnen und die Schreibphase näher rückt, müssen wichtige Entscheidungen für die verbleibende Zeit vor Ort getroffen werden.

Mit diesen drei zusätzlichen Workshops hast Du Dir ja einiges vorgenommen.
Ja, das stimmt aber zum einen kann ich jetzt voraussichtlich eine weitere studentische Hilfskraft durch das Stipendium finanzieren; das erleichtert Vieles. Und zum Zweiten bedeutet das Stipendium eine großartige Bereicherung für die Arbeit meiner Gruppe sowie natürlich auch für meine persönliche Forschungstätigkeit und meine weitere Karriereentwicklung über das Emmy-Noether-Projekt hinaus.

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