Politik im digitalen Zeitalter: Vortrag der Forschungspreisträgerin Annelise Riles

28. November 2018

Am 12. September 2018 wurde der Juristin und Anthropologin Prof. Dr. Annelise Riles auf Vorschlag der Geschäftsführenden Direktorin des MPI für ethnologische Forschung Prof. Dr. Marie-Claire Foblets der Anneliese Maier-Forschungspreis der Alexander von Humboldt-Stiftung verliehen. Den vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gestifteten Preis in Höhe von 250.000 Euro wird Annelise Riles in den kommenden fünf Jahren nutzen, um gemeinsam mit der Abteilung ‚Recht & Ethnologie‘ am MPI eine langfristige Kooperation auf dem Gebiet der Rechtsanthropologie aufzubauen. Am Montag, 3.12.2018, um 16:15 Uhr, stellt sich Annelise Riles mit dem englischsprachigen Vortrag „The Sociality of the Platform“ am MPI im Advokatenweg 36 vor. Die Veranstaltung findet im Rahmen der gemeinsamen Vortragsreihe des Seminars für Ethnologie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und es MPI für ethnologische Forschung statt.

„Wir freuen uns sehr, dass Annelise Riles diesen äußerst renommierten Preis bekommen und dass sie sich für unser Institut als Kooperationspartner entschieden hat“, sagt die Direktorin der Abteilung ‚Recht & Ethnologie‘ Marie-Claire Foblets. „Riles erforscht mit Hilfe ethnologischer Methoden die praktischen Auswirkungen rechtlicher Regelungen auf die Gesellschaft. Mit diesem Ansatz und ihrer breiten Erfahrung ist sie die ideale Forschungspartnerin für unsere Abteilung.“ Neben ihren wissenschaftlichen Leistungen ist Riles aber auch dafür bekannt, sich im öffentlichen Diskurs immer wieder kritisch zu Wort zu melden. So befasst sie sich beispielsweise mit unterschiedlichen Formen der Kommunikation in Demokratien und hat in diesem Zusammenhang 2012 das Online-Netzwerk „Meridian 180“ gegründet. Das Netzwerk bringt Akteure aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und NGOs aus fast 30 Ländern zu sozio- und rechtspolitischen Themen zusammen. Am Rande der Preisverleihung am 12. September in Berlin sagte Riles, dass sie den Anneliese Maier-Forschungspreis auch dazu nutzen will, „um neue Wege für den Dialog zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit zu entwickeln“.

Zu Annelise Riles‘ Forschungsgebieten gehören unter anderem das internationale Privatrecht und die Regulierung von Finanzmärkten. Als Ethnologin setzt sie diese Themen stets auch in Bezug zu kultureller Diversität, Menschen- und Frauenrechten. Ihre Studie zu globalen Finanzmärkten basiert beispielsweise auf zehn Jahren Feldforschung in privaten und öffentlichen Institutionen und Unternehmen Japans. Auch zum Thema Cybersicherheit forscht Riles seit Jahren und untersucht in diesem Feld die verschiedensten sozialen Milieus, vom Hacker über den Verteidigungsexperten bis hin zum einfachen Nutzer moderner Online-Technologien.

Annelise Riles ist Executive Director des Roberta Buffett Institute for Global Studies an der Northwestern University, Evanston, USA. Hier nimmt sie außerdem die Position des Associate Provost for Global Affairs wahr und ist Professorin für Recht und Anthropologie. Riles wurde 1996 an der University of Cambridge, Großbritannien, promoviert. Anschließend forschte sie in den USA in Chicago an der American Bar Foundation sowie der School of Law an der Northwestern University. Sie war zudem Gastprofessorin an der Yale Law School. Annelise Riles erhielt zahlreiche Förderungen und Auszeichnungen. Sie gehört verschiedenen wissenschaftlichen Organisationen wie der International Academy of Comparative Law an und ist im Redaktionsbeirat von Fachzeitschriften wie dem American Journal of International Law.

Den Anneliese Maier-Forschungspreis erhalten Spitzenkräfte der Geistes- und Sozialwissenschaften aus dem Ausland, deren wissenschaftliche Leistungen international anerkannt sind. Die Preisträgerinnen und Preisträger wählen selbst aus, mit wem sie in Deutschland kooperieren möchten. Ziel des Preises ist es, die Geistes- und Sozialwissenschaften in Deutschland weiter zu internationalisieren. Ausgewählt werden bis zu acht Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler pro Jahr, die zur Spitzengruppe ihres Fachs gehören und von denen eine nachhaltige Prägung der Geistes- und Sozialwissenschaften in Deutschland durch langfristige Kooperationen erwartet werden kann.

Erforschung des globalen sozialen Wandels
Das Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung ist eines der weltweit führenden Forschungszentren auf dem Gebiet der Ethnologie (Sozialanthropologie). Es hat seine Arbeit 1999 mit den Gründungsdirektoren Prof. Dr. Chris Hann und Prof. Dr. Günther Schlee aufgenommen und 2001 seinen ständigen Sitz im Advokatenweg 36 bezogen. Mit Ernennung der Direktorin Prof. Dr. Marie-Claire Foblets im Jahre 2012 wurde das Institut um eine Abteilung zum Themenfeld ‚Recht & Ethnologie‘ erweitert. Forschungsleitend ist die vergleichende Untersuchung gegenwärtiger sozialer Wandlungsprozesse. Besonders auf diesem Gebiet leisten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Institutes einen wichtigen Beitrag zur ethnologischen Theoriebildung. Sie befassen sich darüber hinaus in ihren Projekten oft auch mit Fragestellungen und Themen, die im Mittelpunkt aktueller politischer Debatten stehen. Am Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung arbeiten gegenwärtig 175 Wissenschaftler aus über 30 Nationen. Darüber hinaus bietet das Institut zahlreichen Gastwissenschaftlern Raum und Gelegenheit zum wissenschaftlichen Austausch.

Kontakt für diese Pressemitteilung
Prof. Dr. Marie-Claire Foblets
Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung
Abteilung ‚Recht & Ethnologie’
Advokatenweg 36, 06114 Halle (Saale)
Tel.: 0345 2927-301
Mail: foblets@eth.mpg.de
http://www.eth.mpg.de/foblets

Kontakt für die Presse
Stefan Schwendtner
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung
Advokatenweg 36, 06114 Halle (Saale)
Tel.: 0345 2927-425
Mail: schwendtner@eth.mpg.de

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