KI in der Psychotherapie, „Clankriminalität“ und Astronomie in Afrika: Drei Vorträge zur Langen Nacht der Wissenschaften
Wie verändert künstliche Intelligenz die Gesprächstherapie und was hat sie für Auswirkungen auf die therapeutische Beziehung? Warum sind Begriffe wie „Clankriminalität“ und „Paralleljustiz“ nicht nur problematisch, sondern ganz einfach falsch? Und was ist das Besondere an der astronomischen Forschung, die in Afrika betrieben wird? Mit diesen Fragen befassen sich am Freitag, 7. Juli, ab 17 Uhr im Melanchthonianum im Hörsaal D die drei MPI-Wissenschaftler:innen Claudia Lang, Hatem Elliesie und Hanna Nieber
Claudia Lang: KI und die Zukunft der Psychotherapie
17:00–18:00 Uhr, Melanchthonianum am Uniplatz, Hörsaal D
Gerade in letzter Zeit wird viel über Möglichkeiten und Gefahren künstlicher Intelligenz (KI) diskutiert. KI wird inzwischen auch in der Gesprächstherapie angewandt – ein Bereich, der bislang ausschließlich den Menschen vorbehalten war. Während die einen Therapie-Apps als kostengünstige, gerechte und nicht-stigmatisierte Zukunft psychischer Gesundheitsversorgung feiern, sind andere skeptisch. Sie kritisieren die Technologisierung von therapeutischer Begegnung, fehlende Standards oder ungenügenden Datenschutz. Welche Ideen von Gesundheit, Empathie und Therapie sind in Therapie-Bots eingeschrieben? Wie verändert sich die therapeutische Beziehung? Was sind die Möglichkeiten und Grenzen von KI-Therapie? Der Vortrag widmet sich diesen Fragen ausgehend von Feldforschungen im Bereich der Entwicklung und Nutzung automatisierter Therapie in Indien. Über das Problem von mentaler Gesundheit und Digitalisierung hinaus veranschaulicht er, wie ethnologische Forschung praktiziert werden kann und warum sie wichtig ist.
Hatem Elliesie: „Paralleljustiz“ und „Clankriminalität“ – ein wissenschaftlicher Blick auf eine öffentliche Debatte
18:00–19:00 Uhr, Melanchthonianum am Uniplatz, Hörsaal D
Der Begriff „Paralleljustiz“ hat in den letzten Jahren zunehmend Eingang in die mediale Berichterstattung und dadurch verstärkt auch in die gesellschaftspolitischen Debatten Deutschlands gefunden. In diesem Zusammenhang sind auch häufig die Begriffe „Clan“ und „Clankriminalität“ zu finden. Berichte über polizeiliche Maßnahmen schließen sich fast zwangsläufig daran an. Wie es zu diesen problematischen Begriffen kam und was es damit auf sich hat, wird in diesem Vortrag auf der Grundlage von Feldforschungen in Deutschland erläutert und interaktiv mit dem Publikum zur Diskussion gestellt. Der Vortrag wird zudem Einblicke geben, wie entsprechende Feldforschungen durchgeführt werden, warum Begrifflichkeiten in diesem Bereich keine reinen Wortspielereien sind und welchen Mehrwert empirische Sozialwissenschaft für den gesellschaftspolitischen Diskurs haben kann.
Hanna Nieber: Astronomie in Afrika – Vom Weltall und von wissenschaftlicher Forschung auf der Erde
19:00–20:00 Uhr, Melanchthonianum am Uniplatz, Hörsaal D
Überall auf dem Globus gibt es Menschen, die sich für den Sternenhimmel interessieren. Ob für die Zeitbestimmung in der Landwirtschaft oder die Ortsbestimmung bei Ozeanüberquerungen: Die Sterne waren und sind ein Hilfsmittel für das Leben auf der Erde. Mithilfe der Wissenschaft verstehen wir immer besser, wie Himmelskörper entstehen, sich bewegen und zerfallen – Wissenschaft, die auch in Afrika gemacht wird. Gibt es Besonderheiten, die die Astronomie in Afrika kennzeichnen? Wie hängt das Partikuläre eines Ortes mit der Universalität der Wissenschaft zusammen? Und welche Hoffnungen, Träume, Ängste oder Skepsis löst die Entwicklung astronomischer Wissenschaftsinfrastruktur in Afrika aus? Basierend auf ethnologischer Forschung in Madagaskar und Südafrika widmet sich der Vortrag diesen Fragen. Er legt ein Augenmerk auf die sozialen Auswirkungen der Himmelsforschung und ihrer terrestrischen Infrastruktur.