Konferenzbericht: Punishment – Negotiating Society

13. November 2018

Die Konferenz „Punishment – Negotiating Society“ vom 14. bis 16. Februar 2018 war die dritte Konferenz im Rahmen der International Max Planck Research School zu Retaliation, Mediation and Punishment (IMPRS – REMEP). Sie bot einen interessanten Austausch zwischen HistorikerInnen, PolitikwissenschaftlerInnen, RechtswissenschaftlerInnen, KriminologInnen, Sozial- und KulturanthropologInnen, SoziologInnen, HumangeographInnen, PsychoanalytikerInnen, und NeurowissenschaftlerInnen, die in unterschiedlichen Kontexten zum Umgang mit Bestrafung geforscht hatten und dazu vortrugen. Die TeilnehmerInnen kamen aus Brasilien, Deutschland, Frankreich, Finnland, GB, Italien, Kanada, Neuseeland, Polen, Schweiz, Ungarn und den USA.

Der Schwerpunkt der Vorträge lag nicht auf dem Strafmaß selbst. Im Mittelpunkt stand stattdessen hauptsächlich die gegenseitige Beeinflussung von Strafe und Strafmaß auf der einen Seite, und Gesellschaft auf der anderen. Mithilfe von Strafrechtsanalysen wurden Themen wie Rassismus, Populismus, Umgang mit Minoritäten, Polizei, Klassenfragen, Souveränität, Legitimität, Medien, Migration und Demokratie analysiert. Das Thema Strafe war auf diese Weise sowohl Gegenstand von Erklärungsversuchen als auch Mittel zur Erklärung gesellschaftlicher Dynamiken. Dabei wurde ersichtlich, wie die analytische Entkoppelung von Strafe und Gerechtigkeit zur Klarheit beitragen kann. Die getrennte Betrachtung von Recht und normativen Gerechtigkeitsvorstellungen ermöglicht es, die gesellschaftlichen Bedingungen in den Blick zu nehmen, denen Gerichte und Rechtsprechung stets unterliegen. Sie zeigt auch, dass volle Gefängnisse und lange Gefängnisaufenthalte für die Betreiber ökonomisch erstrebenswert sein können und dass nicht immer die Rehabilitierung oder der Schutz der Gesellschaft im Vordergrund steht. Dies ist beispielsweise dann der Fall, wenn wie etwa in den USA das Gefängnissystem ganz oder teilweise privatisiert ist. Die Betreiber dieser privaten Gefängnisse haben aus ökonomischen Gründen kein Interesse an milden Strafen, vorzeitigen Entlassungen oder aufwändigen Rehabilitationsprogrammen.

Die internationale und multidisziplinäre Zusammensetzung der Konferenz hat viel dazu beigetragen, neue und ungewöhnliche Perspektiven auf das Verhältnis von Recht und Gerechtigkeit kennenzulernen und zu diskutieren. Viele TeilnehmerInnen planen weiteren Austausch untereinander. Ergebnisse der Konferenz werden zum Teil in Form eines Sammelbandes der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

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