Konferenz-Bericht „Work, Ethics and Freedom“

14. Februar 2020

Vom 11. bis 13. Dezember 2019 fand am Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung (MPI) eine Konferenz mit dem Titel „Work, Ethics and Freedom“ statt. Ethnologen, Soziologen und Juristen untersuchten meist anhand von Fallstudien, welche Tätigkeiten heute als Arbeit anerkannt sind und welche rationalen, emotionalen, moralischen und manchmal sogar spirituellen Dimensionen Arbeit in unterschiedlichen Kontexten hat. Es war die erste Konferenz des Max-Cam Centers („Max Planck – Cambridge Centre for Ethics, Economy and Social Change, MAX–CAM“).

Philosophen haben seit der Antike über Arbeit nachgedacht – und die meisten Menschen würden wohl bestätigen, dass sie dabei hart gearbeitet haben. Aber das Thema ist so umstritten wie eh und je: Kann man produktive Arbeit von unproduktiver unterscheiden? Was macht Arbeit angenehm und kreativ – oder zur unerträglichen Plackerei? Wann führt Arbeit zu Entfremdung, und wie kann sie zur Quelle von Solidarität und Emanzipation werden? Bei der Erforschung solcher Fragen sind die Sozialwissenschaftler seit langem den Giganten des 19. Jahrhunderts unterworfen: Gelehrten wie Karl Marx, Max Weber und Thorstein Veblen.

Das 21. Jahrhundert ist Zeuge großer Umgestaltung der Arbeit, geprägt von der neoliberalen Wirtschaftsideologie und der Expansion des Finanzkapitals, aber auch von neuen digitalen Technologien, die traditionelle Arbeitsplätze beseitigen und die sozialen Beziehungen der Arbeit verändern. Um zu untersuchen, wie Sozialanthropologen diese Fragen behandeln, organisierten Chris Hann und Johannes Lenhard (Koordinator von Max-Cam) nach einem produktiven Call for Papers ein spannendes Treffen, bei dem die Zahl der externen Teilnehmer die der Forscher des Max-Cam-Zentrums übertraf.

Die Themen reichten von der Work-Life-Balance in China bis zu Risikokapitalgebern in Kalifornien und von Arbeitsmigranten im Pazifik bis zu mobilen Fachkräften in Ghana. Eröffnet wurde die Konferenz von dem Soziologen Wolfgang Streeck mit einem Vortrag über das Verhältnis zwischen allgemeinen Regeln und besonderen Lebensweisen. Stephen Gudeman und Gert Spittler, zwei der bedeutendsten Persönlichkeiten der globalen Wirtschaftsanthropologie, leiteten die Abschlussdiskussion.

Die auf der Konferenz vorgestellten Beiträge werden überarbeitet und als Buch zur Veröffentlichung in der Reihe „Max Planck Studies in Anthropology and Economy“ (Berghahn Books) eingereicht. Dieses Treffen war die erste von drei Konferenzen, die von Max-Cam organisiert werden und sich jeweils mit der Schnittstelle zwischen Wirtschaft und Ethik im Kontext des gegenwärtigen sozialen Wandels befassen. Weitere Treffen werden im Oktober 2020 in Göttingen und gegen Ende 2021 in Cambridge stattfinden.

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