Eine Ethnographie der Programmierung: Migrationsverwaltung und die Digitalisierung der legal-bürokratischen Prozesse in Deutschland

Im Kontext des Forschungsprojekts “Sentiments of Bureaucracies: Affektive Folgen der digitalen Transformation in der deutschen Migrationsverwaltung” werde ich ethnographisch untersuchen, wie das Bundesamt Migration und Flüchtlinge (BAMF) seine Arbeitsweise digitalisiert. Wir verstehen administrative Programme als Infrastruktur, die einem Prozess des black boxing unterzogen wird und am besten analysiert werden kann, indem sie aufgebrochen oder während sie konstruiert und programmiert wird. Dieser Prozess der Infrastrukturalisierung geschieht gerade. Es ist daher ein einzigartiger Moment, die Komplexität dieser Verknüpfungen von Fragen der Effizienz einerseits und Legalität innerhalb der Bürokratie andererseits zu betrachten. Das BAMF unterzieht sich diesem Digitalisierungsprozess und steht dabei in der öffentlichen Kritik, da die vermehrt digitalisierte Arbeitsweise über ausschlaggebende und hochpolitisierte Fragen des rechtlichen Status’ von Migrant*innen und über ihre gesellschaftliche In- und Exklusion, sowie kollektive Zugehörigkeit und Identität entscheidet.

Im BAMF werden derzeit nicht nur neue Anwendungen und Systemerweiterungen entwickelt, sondern auch neue Formen der Arbeitsorganisation erprobt, wie Methoden agiler Softwareentwicklung, in der IT-Entwickler und Bürokraten eng miteinander arbeiten. Die zentrale Frage ist demnach, wie bürokratische Empfindung durch neue Arbeitskontexte und -techniken entwickelt und transformiert werden, wie bürokratische Empfindungen in die Entwicklungstechnologien eingeschrieben sind und innerhalb der Behörde verbreitet werden.

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