Utopie oder Dystopie? Chinas „smart city“ Zukunft

In den letzten Jahren setzt China vermehrt auf sogenannte „intelligente“ Technologien wie Sensoren, Kameras, Big Data-Verarbeitung und KI-Analysen zur Steuerung und Verwaltung des urbanen Raums und seiner Bewohner ein. Das Projekt von Philipp Demgenski widmet sich der Untersuchung der Auswirkungen dieser neuen Technologien auf die herkömmliche Arbeit von Stadtplanern und Architekten im heutigen China, wobei der ethnographische Fokus auf der Stadt Hangzhou liegt. Die ostchinesische Metropole gilt als Vorreiter in der „Smart City“-Entwicklung in China.

Häufig werden neue, insbesondere digitale Technologien als wertneutrale und universell anwendbare Lösungen präsentiert, die versprechen, Städte sauberer, sicherer, effizienter und nachhaltiger zu gestalten. Zukünftige Städte werden gleichermaßen als Nutznießer und Experimentierfelder für technologische Innovationen angesehen, was sowohl den politisch-ökonomischen als auch den öffentlichen Diskurs prägt.

Allerdings kritisieren Stadtforscher und Sozialwissenschaftler „Smart City“-Initiativen häufig als selbstgefällige Label, die auf einer Ideologie des Lösungsdenkens basieren und Probleme eher mystifizieren, anstatt sie anzugehen. Die „Smart City“-Ideologie lenkt dabei oft von der Notwendigkeit ab, unsere politischen und wirtschaftlichen Systeme zu überarbeiten und letztendlich unsere Lebensweise grundlegend zu überdenken. Einige betrachten die Bezeichnung „Smart City“ sogar als bloßen Euphemismus, der die Ausübung politischer und wirtschaftlicher Macht unter dem Deckmantel der „Verbesserung“ verbirgt.

Dennoch liegt der Schwerpunkt dieses Forschungsprojekts nicht auf einer Beurteilung der „Smart City“-Entwicklung im Verhältnis zu ihren Versprechungen. Vielmehr zielt dieses Projekt darauf ab, die „Technologie in Aktion“ zu verstehen. Ziel ist es zu ergründen, wie digitale Technologien, sowohl in ihrer konzeptionellen als auch in ihrer angewandten Form, den täglichen Arbeitsalltag von professionellen Stadtplanern, Architekten und Designern beeinflussen, die mit der Umsetzung konkreter städtischer Projekte betraut sind. Hierzu zählen die Gestaltung öffentlicher Parks, Einkaufszentren oder sogenannter "Smart Communities". Die Forschung zielt darauf ab zu ergründen, wie Stadtplaner das Label „Smart City“ selbst verstehen, wie sie den Nutzen digitaler Technologien diskutieren, sei es als "Werkzeuge zur Kontrolle und Sicherheit" oder als "Problembehebungsinstrumente".

Zur Redakteursansicht