Mobile Viehhalter in Niger


11. August 2017

Wohnformen zwischen Mobilität und Sesshaftwerdung

In seinem Forschungsprojekt am Max Planck Institut für ethnologische Forschung befasste sich Florian Köhler mit Transformationsprozessen bei den Woɗaaɓe, einer Gruppe von Fulbe-Pastoralisten im westafrikanischen Niger. In dieser Gruppe mobiler Viehhalter sind heute zwei wichtige Tendenzen von Bedeutung: Einerseits im ländlichen Bereich die partielle Sesshaftwerdung und die Aufnahme von Feldbau; andererseits Arbeitsmigration in regionale Großstädte. Wohnformen und deren Veränderungen, aber auch Kontinuitäten zwischen dem pastoralen und dem städtischen Kontext, waren ein Aspekt, der im Rahmen des Projekts untersucht wurde.

Der nördliche Sahel ist von heiß-trockenem Klima und eher spärlichen Niederschlägen gekennzeichnet, wenn jedoch Regen fällt, dann in der Regel sehr heftig. Oft gehen den Regenschauern heftige Sandstürme voraus.

Die kleinen Kuppelzelte der Woɗaaɓe wirken schutzlos im Angesicht des heraufziehenden Sandsturms, doch sind sie hervorragend an die mobile Lebensweise angepasst. Heute bieten sie mit einer Außenhaut aus Plastikfolie einen sehr guten Schutz vor den heftigen Regengüssen.

Bei den Woɗaaɓe im östlichen Niger bieten zumeist nur Moskitozelte aus bunten Stoffen ein Minimum an Schutz und Privatsphäre.

Gleichzeitig ist die Kälberleine der Ort, an dem sich die sonst weitgehend getrennten Tätigkeitsbereiche von Männern und Frauen überschneiden: Während die Männer allgemein für das Vieh zuständig sind, ist das Melken eine weibliche Tätigkeit.

Im scheinbar kaum strukturierten Raum des Lagers gibt es klar definierte Begrenzungen, die unterschiedliche Bereiche voneinander abgrenzen. So markiert die Kälberleine die Grenze zwischen dem männlichen und dem weiblichen Bereich.

Vorbereitungen zum Verlegen des Lagerplatzes.

Eine Frau beim Wiederaufbau ihres Kuppelzeltes nach einer Lagerverlegung.

Der gesamte Hausrat wird auf Esel verladen.

Das Packen und das Beladen der Esel sind Aufgabe der Frauen.

Die Zeltstangen werden mitgenommen, sofern sie in gutem Zustand sind. Andernfalls werden sie am neuen Lagerplatz ersetzt.

Eine Gruppe von mobilen Haushalten während der Lagerverlegung.

Kalebassen werden der Größe nach ineinander geschachtelt und während des Transports in geflochtenen Hüllen aus Palmblättern geschützt, die mit Netzen zusammengehalten werden.

Eine Gruppe von mobilen Haushalten während der Lagerverlegung.

Moderne Möbelstücke wie dieser Stuhl bleiben bis heute eher Einzelstücke.

Eine Gruppe von mobilen Haushalten während der Lagerverlegung.

Kleine Kinder dürfen in der Regel auch auf den Eseln reiten.

Zwillingsbrüder auf einem Esel. Auf der Ladung wird aus Decken ein Sattel improvisiert.

Ein kleiner Junge während der Lagerverlegung auf einem Esel.

Ankunft am neuen Lagerplatz.

Das Abladen und Auspacken der Haushaltsgüter ist wiederum Aufgabe der Frauen.

Das Lager wird am neuen Lagerplatz neu organisiert.

Das typische Kuppelzelt (tukuru) wird über der Bettstatt aufgebaut.

Zur Vorbereitung werden zunächst in einem Kreis um das Zelt herum Löcher gebohrt, um die Zeltstangen zu befestigen.

Eine Frau beim Wiederaufbau ihres Kuppelzeltes nach einer Lagerverlegung.

Die Hölzer, die als Zeltstangen dienen, werden mit Streifen aus alten Tüchern zusammengebunden.

Eine junge Frau beim Abbau ihres Kuppelzeltes.

Das Gerüst des Zeltes wird mit Matten verkleidet.

Die Matten werden mit Seilen festgezurrt, damit das Zelt dem oft heftigen Wind standhält.

Eine Frau beim Wiederaufbau ihres Kuppelzeltes nach einer Lagerverlegung.

Eine Frau beim Wiederaufbau ihres Kuppelzeltes nach einer Lagerverlegung.

Während der heißen Trockenzeit wird das Gerüst der Zeltstangen meist nur mit leichten Stoffbahnen verkleidet, die eine bessere Luftzirkulation zulassen.

Zwei Mädchen in einem halb aufgebauten Kuppelzelt.

Die Lager von Woɗaaɓe-Migranten im städtischen Kontext reproduzieren oft die räumlichen Strukturen aus dem pastoralen Kontext: Die Zeltöffnung ist nach Westen ausgerichtet; der Kalebassentisch (saga) befindet sich im Norden.

Woɗaaɓe-Kuppelzelte im städtischen Kontext. Wenn es die räumlichen Bedingungen zulassen, reproduzieren die Woɗaaɓe-Lager im städtischen Kontext auch die lineare Anordnung der einzelnen Haushaltseinheiten innerhalb größerer Lager.

Die Dornenzweige, die den häuslichen Bereich begrenzen, gewinnen in der Stadt eine konkretere Bedeutung als Schutz der häuslichen Privatsphäre gegenüber Passanten.

Mädchen in einem Woɗaaɓe-Lager im städtischen Kontext.

Kinder in einem Woɗaaɓe-Lager im städtischen Kontext.

Woɗaaɓe-Frau in ihrem städtischen Zuhause.

Woɗaaɓe-Lager im städtischen Kontext.

Woɗaaɓe-Frau in ihrem städtischen Zuhause.

Ein typisches zerlegbares Bett von Woɗaaɓe im städtischen Kontext.
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