Forschungsthemen
Forschungsthemen werden danach ausgewählt, inwiefern sie das Potenzial besitzen, Debatten um die – für die Ethnologie so grundlegenden – Begriffspaare „Natur-Kultur“ und „Gesellschaft-Technologie“ voranzubringen. Anregungen für die Arbeit kommen nicht zuletzt aus der feministischen Phänomenologie, den Science and Technology Studies und dem Neuen Materialismus. Wissenschaftler*innen dieser Fächer haben eindrucksvoll die paradoxen Verflechtungen menschlichen Lebens auf den Punkt gebracht, wonach Menschen einerseits als wirkmächtige Akteure auftreten, die Veränderungen durchsetzen, und doch zugleich auch als Betroffene übermächtigen Prozessen ausgesetzt sind, die sich ihrer Kontrolle entziehen. Zum Beispiel leiden Menschen – wie andere Lebewesen – unter den Folgen des Klimawandels, auch wenn er sie unterschiedlich stark betrifft. Zugleich sind sie dessen Verursacher als Urheber kapitalistischer Arbeitsweisen, die massive Umweltveränderungen befördert haben und in Zusammenhang mit einem neuen geologischen Zeitalter – dem sogenannten Anthropozän – gebracht werden. Ein anderes Beispiel für das Wechselspiel von Selbst- und Fremdbestimmtheit bieten Bio-Technologien und am Körper ansetzende Messgeräte. Biometrische Scanner, Fitness-Tracker und Gentests sind menschliche Erfindungen, die Ideen von Gesundheit verändern, neue Sozialitäten schaffen und ganz fundamental die Vorstellungen davon beeinflussen, was Leben ausmacht. Ein drittes Beispiel bieten Infrastrukturprojekte wie Staudämme oder Hochwasserschutzmauern, die Technikgeschichte neu schreiben und aus dem Versuch geboren sind, Prozesse zu kontrollieren, die unkontrollierbar und unberechenbar bleiben. Die hier beispielhaft angesprochenen Innovationen befördern nicht nur Wandel, sondern sind zutiefst politisch und müssen – wollen wir sie verstehen – in ihrer politischen Dimension untersucht werden.
Unsere Forschung zu diesen Fragen konzentriert sich aktuell auf drei Themenbereiche: Technik-Optimismus, Wohlergehen und ökologische Transformationen.